Imkern im Klimawandel - Varroabekämpfung

Königinnen käfigen im Herbst und Winter, ja oder nein? Das ist hier die Frage.

Der Klimawandel hat zunehmend Einfluss auf die Imkerei, insbesondere durch wärmere Winter und frühere Frühjahrsphasen. Dies führt dazu, dass Bienen häufiger und früher im Jahr fliegen können. Allerdings bringt dies auch Probleme mit sich: Warme Wintertage stören den natürlichen Jahresrhythmus der Bienen, was dazu führt, dass Winterbienen, die eigentlich Wärme für das Bienenvolk erzeugen sollten, sich auch um die Brut kümmern müssen. Dadurch steigt der Futterbedarf, und die Bienen müssen die Temperatur im Brutbereich aufrechterhalten. Dies begünstigt die Vermehrung von Varroamilben und erschwert die Bekämpfung dieser Schädlinge. Eine Methode, um Brutphasen in warmen Wintern zu verhindern, besteht darin, die Königin über mehrere Monate zu separieren, was den Bienen ermöglicht, sich auf die Winterruhe zu konzentrieren und gesünder zu überwintern.

Der Versuch sollten folgende Fragen klären: 

  1. Wie lange können sich Varroen in der phoretischen Phase während einer über mehrere Monate andauernden, künstlichen Brutpause auf den Bienen halten? Wann fallen sie ab?
  2. Können sich Völker möglicherweise so selbst ihrer Varroalast über die Zeit entledigen?
  3. Wie schnell bauen die freigesetzten Königinnen wieder ein Brutnest auf?

Den Versuch und die Ergebnisse finden Sie auf dieser Seite im Bereich "Download - Artikel & Abbildungen".

Der Autor:

Prof. Dr. Wolfgang Oßwald
imkerte schon als Jugendlicher mit seinem Vater vor vielen Jahren in Unterfranken im Sinntal mit damals 24 Zandervölkern. Nachdem er 2018 seine wissenschaftliche Laufbahn an der Technischen Universität in München am Wissenschaftszentrum in Weihenstephan beendete, widmete er sich wieder leidenschaftlich der Imkerei.

Er bewirtschaftet augenblicklich 11 Dadantvölker im Großraum München/Trudering. Sein großes Interesse liegt auf der Entwicklung 
und Erprobung einfach zu praktizierender, hoch effizienter und gleichzeitig bienenschonender Methoden, mit denen gezielt gegen die Ausbreitung der Varroen in den Bienenvölker im Jahresverlauf vorgegangen werden kann.

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Ausblick:

Deshalb ist eine an den Klimawandel angepasste Betriebsweise der Völker mit integrierter Varroakontrolle gerade in Zeiten sich ändernder Umweltbedingungen dringend von Nöten. Biotechnische Methoden, die unabhängig von der Wetterlage eingesetzt werden können, gewinnen immer mehr an Bedeutung. Eine angepasste Betriebsweise gerade für die Wintermonate könnte folgende Eckdaten beinhalten:

  1. Käfigen der Königin Anfang Oktober (z.B. am Feiertag, den 3. Oktober)
  2. Vorziehen der Restentmilbung von Ende Dezember auf Ende Oktober, wenn Brutfreiheit in den Völkern herrscht.
  3. Die Völker in den Wintermonaten von Mitte Oktober bis Ende Januar/Anfang Februar in Ruhe lassen.
  4. Kurz vor dem Stäuben der Hasel, Königinnen wieder freisetzen, Völker schieden (optional) und Futterstatus überprüfen.

Für mich würde ich die anfangs gestellte Frage „Königinnen käfigen im Herbst und Winter, ja oder nein“, eindeutig mit „ja“ beantworten. Ausschlaggebend sind für mich zum einen die frühzeitige Restentmilbung der Völker bereits Ende Oktober, die Planbarkeit der Behandlung (man muss nicht auf die Frostphasen warten), die lange Phase der Brutfreiheit auch während möglicher Warmperioden in den Wintermonaten, die mögliche „Schonung“ der Winterbienen und nicht zuletzt die Tatsache, dass die Völker während des Herbstes und Winters nicht durch notwendige Maßnahmen gestört werden. Sie können so möglichst lange in ihrer Wintertraube verharren. Hier erinnere ich mich immer wieder an die Worte meines Vaters, der schon vor 60 Jahren mir sagte:

„Die Völker darf man ab Anfang Oktober bis zum Blühen der Salweide nicht mehr anrühren“

Literatur:

  • S. Godow et al. (2019), Abschlussbericht zum Projekt „Honigbiene im Klimawandel“, HumboldtUniversität-Berlin, Lebenswissenschaftliche Fakultät, Agrarklimatologie.
  • Rosenkranz, P., Bartalszky, H. (1996), Reproduction of Varroa females after long broodless periods 
    of the honey bee colony during summer. Apidologie Vol. 27, 288–289.
  • M Stürmer, P Rosenkranz. (1994) 22. Die Bedeutung der phoretischen Phase für die Oogenese von 
    Varroa jacobsoni. Apidologie, Vol. 25 (5), pp.453-455.